Vinelz

Kirche Vinelz

Kirche Vinelz

Die reformierte Kirche in Vinelz, ehemals St. Maria, ist eine einfache Dorfkirche von bescheidener Grösse. Dem romanischen Schiff wurde im 14. Jahrhundert ein nicht eingezogener Chor mit gedrücktem Polygonalabschluss angefügt. Das Satteldach ist ungewöhlich steil und wird vom Käsbissendach des wohl 1542 errichteten Turms nur knapp überragt. Vom Kirchhügel aus hat man einen beeindruckenden Ausblick auf Erlach, den Bielersee und hinüber zum Chasseral.

Année de construction | 12. - 14. Jh.; 1542

Architecte |

Communauté politique | Vinelz

Paroisse | Vinelz-Lüscherz

Site web

Adresse | Dorfstrasse 13

Coordonnées | 47.033771, 7.111135

Google Maps | Swisstopo

Heures d'ouverture |
Durchgehend geöffnet

Das genaue Baujahr der romanischen Kirche ist unbekannt. 1228 wurde sie zum ersten Mal in einem Visitationsbericht des Bischofs von Lausanne urkundlich erwähnt. Auch die ältesten Teile der eindrucksvollen Wandmalereien und der Taufstein können ins 13. Jahrhundert datiert werden. Die wertvollen Malereien befinden sich an der Nordwand und zeigen einen Bilderzyklus mit zwöf Szenen aus dem Leben von Jesus Christus und der Jungfrau Maria. Der Zyklus ist ein beachtenswertes Dokument christozentrischer Mariologie, oder einer Christologie, in der die Jungfrau Maria eine prominente Rolle spielt. Der vielleicht beliebteste Heilige des Spätmittelalters, Christophorus, wurde in der Kirche in gewaltiger Grösse abgebildet.

In der Reformationszeit wurden diese Fresken abgedeckt, zum Teil mit schwarz-weissen pflanzlichen Ornamenten übermalt, die am Ende des 17. Jahrhunderts wiederum mit farbigen Motiven überdeckt wurden. Die mittelalterlichen Bilder wurden erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt und restauriert. Der Taufstein, in dieser Form in der Westschweiz selten, repräsentiert den Übergang zwischen frühmittelalterlichem Taufbassin und hochmittelalterlichem kelchförmigem Taufstein, der die inneren Zusammenhänge zwischen Taufe und Abendmahl verdeutlicht.

Im 14. Jahrhundert wurde die Kirche in Richtung Osten vergrössert und 1484 mit einer Sakristei ergänzt, wovon heute nur noch der Türrahmen aus Jurakalk zu sehen ist. Im späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert wurde der Westeingang, also die heutige Haupttür, durchbrochen. Von da an diente die 1950/51 zugemauerte Kirchentür an der Südseite als Eingang für die Gottesdienstbesucher aus dem Nachbardorf Lüscherz, während der neue Westeingang von Vinelzern benutzt wurde.

Die in den 1520er-Jahren begonnenen Bau- und Umbauarbeiten gingen auch nach der Berner Reformation (1528) mit vollem Schwung weiter: Pfarrhaus, Pfarrspycher (heute Kirchgemeindehaus) und der heutige Kirchturm wurden gebaut. Hier wurde vermutlich auch kostbares Baumaterial der 1522, nur ein Jahr (!) nach ihrer Einweihung, geschleiften Wallfahrtskapelle zu den Siebeneichen (zwischen Vinelz und Lüscherz) wiederverwertet. Die Kapelle war eng mit dem Aufstieg und Untergang von Kathrin Tüfers aus Erlach verbunden, die dort zuerst als Wunderheilerin von zahlreichen Pilgern aufgesucht wurde, dann aber im Herbst 1522 als Hexe auf dem Scheiterhaufen endete.

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kirche mehrmals umgestaltet und neue Fenster sowie die heutige Kanzel eingebaut. Nachdem lange Zeit eine Hausorgel in Gebrauch war, wurde 1840 zum ersten Mal eine Kirchenorgel installiert. Seit 1866 zeigt eine Turmuhr die Zeit. Die umfassende Renovation von 1950/51 deckte die Spuren vergangener Zeiten auf und stellte den ursprünglichen Charme der Kirche wieder her. Heute fügen sich die 1952/53 eingesetzten, zurückhaltenden Fensterbilder von Robert Schär mit biblischen Szenen ins historische gewachsene Gesamtbild ein.

  • Kunstführer durch die Schweiz, hg. von Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2006-2012, Bd. 3, S. 646-647.
  • Moser, Andres: Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern Land II. Der Amtsbezirk Erlach. Der Amtsbezirk Nidau (1. Teil), hg. von Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Basel: Wiese Verlag, 1998, S. 307-312.
  • Brügger, Ferdinand: „Vinelz“, in: Aeberhard, Robert: Kirchen im Seeland. Gotteshäuser der Stadt Biel, des bernischen Seelandes und seiner Randgebiete, Biel: Gassmann, 1980, S. 229-232.
  • Schöpfer, Herman: „Die mittelalterlichen Taufsteine im Amt Erlach“, in: Aus der Geschichte des Amtes Erlach. Festgabe zum Jubiläum «Das Amt Erlach 500 Jahre bernisch», Biel: Heimatkundekommission Seeland des Bernischen Lehrervereins, 1974, S. 165-171.
  • Matile, Heinz: „Die Glasgemälde des 16. bis 19. Jahrhunderts in den Kirchen des Amtes Erlach“, in: Aus der Geschichte des Amtes Erlach. Festgabe zum Jubiläum «Das Amt Erlach 500 Jahre bernisch», Biel: Heimatkundekommission Seeland des Bernischen Lehrervereins, 1974, S. 199-204.
  • Gugger, Hans: „Zur Geschichte der Orgelwerke in den Kirchen des Amtes Erlach“, in: Aus der Geschichte des Amtes Erlach. Festgabe zum Jubiläum «Das Amt Erlach 500 Jahre bernisch», Biel: Heimatkundekommission Seeland des Bernischen Lehrervereins, 1974, S. 215-216.
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