Huttwil
Reformierte Kirche
Die reformierte Kirche Huttwil steht im historischen Zentrum des Landstädtchens, beim Brunnenplatz, inmitten einheitlicher Häuserfronten. Da 1834 das gesamte Städtchen samt der Kirche niederbrannte und neu aufgebaut werden musste, präsentiert sich das Dorfzentrum als harmonische Einheit, wobei die Kirche auf den bestehenden Grundmauern wiederhergestellt wurde.
Huttwil CH
Année de construction | 1705
Architecte |
Communauté politique | Huttwil
Paroisse | Huttwil
Adresse | Marktgasse 9
Coordonnées | 47.11381, 7.84996
Heures d'ouverture |
Mo-So 8-20 Uhr
Die älteste erhaltene Urkunde, in der die Kirche erwähnt wird, stammt aus dem Jahr 1108 und bezieht sich auf eine Schenkung von 1093. 1528 wurde in Huttwil, wie im ganzen Kanton Bern, die Reformation eingeführt. Welchem Heiligen die Kirche zuvor geweiht war, ist nicht bekannt. Die heutige Kirche geht auf einen Neubau von 1705 zurück, wobei diese nach dem Städtlibrand von 1834 auf den alten Mauern wiederaufgebaut werden musste.
Praktisch die gesamte Innenausstattung stammt aus jener Zeit, darunter auch der Taufstein. Er ist ein Geschenk der Gemeinde Frutigen, deren Dorf 1827 ebenfalls von einer Brandkatastrophe zerstört wurde. Die grössten Änderungen erfuhr 1834 der Turm: Er wurde aufgestockt und das sog. Käsbissendach durch einen barocken Zwiebelhelm aus Kupfer ersetzt. Im fertigen Turm liess die Gemeinde 1835 vier neue Glocken aufziehen. Die grösste, 2992 Kg schwere Glocke wurde aus dem Metall der alten Glocken gegossen und erhielt eine Inschrift zur Erinnerung an den Brand. Sie blieb 1956 als einzige erhalten, als auf das heutige, fünfteilige Geläut umgestellt wurde. Ebenfalls 1956 wurde der Turm durch eine Sonnenuhr ergänzt. Gestaltet wurde diese vom Huttwiler Grafiker Walo Burkhardt.
Am Fuss des Turms erinnert seit 1920 ein Gedenkrelief von Paul Hubacher an die Wehrmänner, die während des Ersten Weltkriegs gefallen sind. Nachdem auch die alte Orgel dem Brand zum Opfer gefallen war, erhielt die reformierte Kirchgemeinde 1839 eine neue. Sie stammte von Philipp Heinrich Caesar aus Solothurn und gilt als gelungene Synthese zwischen bernischer Barocktradition und Klassizismus. Das heutige Instrument, 1967 ins alte Gehäuse eingesetzt, geniesst bei Organisten einen ausgezeichneten Ruf.
Der Neubau von Kirche und Pfarrhaus hatte das Huttwiler Kirchengut 1834 praktisch erschöpft. Bei den Fenstern wurde deshalb vorläufig gewöhnliches Fensterglas eingesetzt. Zum 50-jährigen Jubiläum des Brandes wurde in Huttwil für ein farbiges Kirchenfenster im Chor gesammelt. 1934, zum 100-jährigen Jubiläum, wurde erneut zum Spenden aufgerufen und alle fünf Fenster konnten mit Glasgemälden bestückt werden.
Im Jahr 1967 fand eine Renovation der Kirche statt, bei der leider ohne archäologische Grabungen die historisch bedeutenden Bodenschichten unter der Kirche für den Einbau einer Toilettenanlage und eines Luftschutzkellers abgetragen wurden. 2003/04 wurden bei einer umfassenden Innenrenovation die ursprünglich grüne Marmorierung der Wände wiederhergestellt und zur flexibleren Nutzung die Bänke entfernt. Das Resultat dieser Renovation ist ein eindrücklicher Innenraum, der sich stark am ursprünglichen Aussehen von 1834/35 orientiert.
- Kunstführer durch die Schweiz, hg. von Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2006-2012, Bd. 3, S. 586.