Lützelflüh

Kirche Lützelflüh

Kirche Lützelflüh

Die Kirche Lützelflüh ist Teil des kulturellen Zentrums des Gotthelfdorfes . Die denkmalgeschützten Gebäude Kirche, Altes Pfarrhaus (heute Gotthelfzentrum), Pfrundscheune, Spycher, Waschhaus und Neues Pfarrhaus bilden ein einmaliges Ensemble mit historischer Ausstrahlungskraft. Durch die erhöhte Lage und den prägnanten Turm ist die Kirche von weit her sichtbar und besitzt zugleich einen hohen Wiedererkennungswert. Sie wurde 1505 als geräumige Saalkirche mit Polygonalchor unter fortlaufendem Satteldach errichtet.

Année de construction | 1505

Architecte |

Communauté politique | Lützelflüh

Paroisse | Lützelflüh

Site web

Adresse | Kirchplatz 3

Coordonnées | 47.008183, 7.687017

Google Maps | Swisstopo

Heures d'ouverture |
Mo-So 7-20 Uhr (Sommerzeit), Mo-So 7-18 Uhr (Winterzeit)

Unter der Schirmherrschaft der Landvogtei Brandis wurde die Kirche von Lützelflüh im Jahre 1505 letztmals und in die heutige Grösse erweitert. Dabei entstand eine spätgotische Saalkirche mit polygonalem Chorabschluss. Ausgenommen davon war der Kirchturm, der bis 1886 an der nördlichen Aussenwand des Chores stand und unter der Leitung von Paul Christen durch den heutigen Frontturm ersetzt wurde. Auch der baufällige Hochaltar, gewidmet der Hl. Katharina, musste 1505 ersetzt werden. Grösse von Schiff und Chor, abgetrennt durch einen Triumphbogen, deuten auf die kirchengeschichtliche Bedeutung der Kirche hin.

Mit der kurz darauffolgenden Reformation verschwand der neue Hochaltar und die Altarplatte (Mensa) wurde als Bodenplatte benutzt. Die schönen alten Wappenscheiben der Adelsgeschlechter verschwanden, wohin weiss niemand. Übrig blieben jedoch die vier einzigartigen Kabinettglasbilder, die das Nordfenster bei der Kanzel schmücken (Wappenscheiben Hans Friedrich v. Mülinen und Barbara v. Scharnachthal, um 1480 sowie Bern-Reich, um 1505).

Die heute bestehende wertvolle Ausstattung entstand erst nach der Reformation. Z. B. die Kanzel um 1640, wohl ein Werk des Tischmachers Hans Vetter aus Burgdorf, die mit Pilastern und Blattwerk manieristische Elemente zeigt. Dazu gehört das Stundenglas aus dem frühen 18. Jahrhundert, das in schönster Handwerkskunst geschmiedet wurde. 1785 erhielt die Kirche Lützelfüh schliesslich die erste zweimanualige Orgel, eingebettet in einem bis heute intakten und denkmalgeschützten Prospekt. Ein reizendes Beispiel spätbarocker Orgelkunst, geschaffen vom Orgelbauer David Fueter und Melchior Grob, welcher auch Organist war. Der damalige Landvogt C. Rudolf Kilchberger war die treibende Kraft und grosser Sponsor des Orgelbaus. Gleichzeitig erhielt die Empore auch das geschweifte Brüstungsgeländer mit den kunstvoll gedrechselten Säulen.

Mit der grossen Innenrenovation der Kirche von 1962 konnte auch die Entstehungsgeschichte der Kirche näher beleuchtet werden. Die durch Freilegungen gut erkennbaren Grundmauern zeigten eine romanische Kirche aus dem frühen 12. Jahrhundert mit einem erstmals in unserer Gegend vorkommenden romanischen Triumphbogen. Leider fand man kein Gründergrab. Man kennt jedoch das Familienwappen des Edlen und wohlhabenden Fryherrn Thüring vom Schloss Lucelfluo, welcher 1125 das Kloster Trub gründete. So ist es naheliegend, dass dieser am Fusse seines Schlosses vor dem Kloster Trub die erste Kirche erbaute und diese mit allen Rechten, Tauf-, Bestattungs- und Zehntenrechten sowie dem niederen Gericht, ausstattete.

Mit der Sanierung von 1962 wurde auch die historisch wertvolle Sandsteinplatte aus dem Boden gehoben und mit neuen Sandsteinwangen unterstellt. Sie dient seither als Abendmahlstisch. Die Kanzel befreite man von den Holzverschalungen und stellte ihren ursprünglichen Zustand wieder her. Zudem wurde der Taufstein nach dem Vorbild von 1505 originalgetreu nachgehauen. Die Kirche steht seit 1962 unter Denkmalschutz.

  • Kunstführer durch die Schweiz, hg. von Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2006-2012, Bd. 3, S. 559.
  • Frutiger, Max: Die Gotthelf-Kirche in Lützelflüh. Bilder und Begebenheiten aus ihrer Vergangenheit, Lützelflüh: Kirchgemeinde, 1974.
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